Der 1930 geborene, von der art informel beeinflusste Maler Johannes Schreiter ist heute einer der weltweit bedeutendsten zeitgenössischen Gestalter von vorwiegend sakralen Glasfenstern. Dabei bedient er sich innovativer und uralter Handwerkstechnik.
Zwei Jahre begleiteten wir ihn u.a. bei der Schaffung seines bisher ambitioniertesten Werks, den Parusie-Fenstern für den Westchor des Augsburger Mariendoms.
Entstanden ist eine einfühlsame filmische Reise aus dem Dunkel ins Licht, in die Farbe. In seinen Worten erzählt der Künstler, wo er herkommt, was ihn antreibt, was ihn inspiriert.
Die künstlerische Arbeit Schreiters umfasst neben freien Zeichnungen, Brandcollagen und Radierungen auch unzählige großformatige, abstrakte Glasfenster in Kirchen, Synagogen und Profanbauten. Schreiter, der sich in erster Linie als Maler versteht, war zwischen 1963 und 87 Professor für Malerei und Graphik an der Frankfurter Städelschule.
Geprägt haben ihn die leisen Revolutionäre, die radikalen Neuerer der abstrakten Malerei, wie Mark Rothko und Barnett Newman, auch sie schon auf der Suche nach Spiritualität in Farbe und Form. Johannes Schreiter ist ein Grenzgänger zwischen Informel, abstraktem Expressionismus und Minimal Art.
Geboren und aufgewachsen im Erzgebirge, bestimmt das Prinzip der Zeichnung seit jeher die Arbeit Schreiters. Deutlich zum Ausdruck kommt dies in der Verglasung des Kapellenraums des Johannesbundklosters in Leutesdorf/Rhein (1965/66). Dort findet sich erstmals die offen im Glas endende Linie aus Blei. Bleiruten sind im klassischen, bleiverglasten Fenster technisch bedingt. Sie verbinden die Glasstücke und halten sie zusammen.
Schreiter befreit jedoch diese Linie von ihrer technischen Funktion und nutzt sie als autonomes Mittel der Gestaltung. Stark und bestimmt eingesetzt, erinnert Schreiters Umgang mit der Bleilinie an ostasiatische Kalligraphie. Die expressiven Linien nehmen den geometrischen Formen ihre Bestimmtheit. Sie setzen Brüche, verleihen der Geometrie Dynamik und den Fenstern etwas Momentanes.
Schreiters Arbeit weist auf die Verletzlichkeit des Menschen hin, auf die Fragilität von allem Seienden. Und diese Spannung gewinnt sie aus dem Zusammenspiel mit der erdenschweren, massiven Architektur.
Film Credits
REGIE
Peter Rippl und Eick Hoemann
KAMERA, CO-REGIE, BUCH
Peter Rippl
PRODUKTION, TON, SCHNITT
Eick Hoemann ehfilm.de
LICHT, BÜHNE
Anatoli Skatchkov
MUSIK
Catalina Hrubaru: "Variationen an Johannes Schreiter"
Eick Hoemann: "Alchemisch"
MUSIKER
Violine: Xinghao Wang
Klarinette: Kefei Hu
Klavier: Catalina Hrubaru
Gitarre: Eick Hoemann
ZUSÄTZLICHE MUSIK
Johannes Schreiter, Klavier: "Notturno Lyrico"
SFX
Bernd Wolk
MISCHUNG
Kintopp Recording
www.kintopprecording.de
BERATUNG
Susanne Jacobi
Danke: Johannes-Schreiter-Stiftung Langen, Joachim Kolbe, und alle Spender, die diesen Film mit ermöglichten